Unterwegs per Rad in Posen

Endlich Urlaub: La Dolce Vita… Halt, wir sind nicht in Italien! Die Sprache auf den Schildern verrät, wir sind in Polen. Poznan führt ein etwas stiefmütterliches Dasein neben den großen Mitbewerbern Krakau und Danzig, dabei hat diese Stadt eine Menge zu bieten, inklusive wunderbarem Renaissance Altstadtensemble. Wobei, so alt ist die Altstadt nicht. Wie viele Städte wurde auch Posen bis 1945 stark zerstört und anschließend fast wieder im Originalzustand aufgebaut. Man wollte Stärke und Nationalstolz zeigen und die Zeichen der deutschen Okkupation so gut wie möglich tilgen. Es ist gelungen. Die Häuser um den alten Markt, Stare Rynek, sind eine Augenweide. Zum Abend füllt sich der Platz. Kein Stuhl auf den Außenterrassen der Cafés und Restaurants bleibt leer, an jeder Ecke wird gesungen, oder Musik gespielt und man bekommt ein Gefühl von echter Lebensfreude. Der gesamte Bereich innerhalb der alten Stadtmauern ist sehr sehenswert. Dabei hilft es flache Schuhe zu tragen, denn da zumeist liegende Kopfsteinpflaster ist nicht ohne Tücken. Im nordwestlichen Bereich überragt das Königsschloss die Stadt und nur einen Steinwurf vom Altstadtbezirk entfernt, schlängelt sich die Warthe östlich entlang. Inmitten der Warthe gelegen ist die Dominsel, ein weiteres Highlight, daran anschließend weitere Stadtteile, die in den letzten Jahren begonnen haben trendy zu werden.

Beschreibung
Poznan hat ca. 600.000 Einwohner, die vielen Universitäten sorgen für modernes junges Flair in der Stadt und entsprechend locker und vielfältig ist die Gastroszene.

Die wesentlichen Sehenswürdigkeiten lassen sich ganz gut in zwei Tagen entdecken, wenn man nicht jedes Museum aufsuchen möchte.
Wir haben uns aktuelle Infos auf der lokalen Tourismusseite eingeholt https://poznan.travel/de/r/warto-zobaczyc/informacja-turystyczna und hatten das große Glück am zweiten Tag einen Freund vor Ort zu treffen, der uns noch ein paar seiner Lieblingsecken gezeigt hat.

  1. Tag Altstadt Stare Rynek – Nationalmuseum
  2. Tag Sehr unterhaltsam per Rad kreuz und quer entlang der meisten Sehenswürdigkeiten und dabei ein Stadträtsel lösend. Zu finden unter: http://poznan.travel/de/r/gry-miejskie/miejskie-gry-turystyczne
    Altstadtmauer – Warthe Ufer – Dominsel – Stary Browar
  3. Tag Markt – Residenzschloss 

Unerwartetes Flair, tolle Altstadtatmosphäre, lockere Polen, gute Gastro mit vielen Gartenlokalen und allgemein sehr entspanntes Miteinander. Wirklich einen Besuch wert!

Fahrradverleih
Auch Posen hat ein Radverleihsystem mit 113 Stationen und über 1000 Rädern (auch elektrischen). Die App im Vorfeld runterladen, online anmelden, 20 Zloty hinterlegen und los geht’s. https://poznanskirower.pl/de/

Zu beachten im Verkehr:
Entlang vieler breiter Straßen zieht sich mindestens auf einer Seite ein Radweg für Fahrten in beide Richtungen. Einige wenige Radwege sind auf der Straße ausgewiesen, meist fahren die Polen jedoch auf dem Bürgersteig. Die Fußgänger sind entspannt mit Radfahrern. Einbahnstrassen sind für Räder meist auch in entgegengesetzter Richtung befahrbar.

Auf das Zeichen achten:
Nicht überall ist der Boden gleichmäßig gepflastert. Ordentliche Schlaglöcher und erst aus der Nähe zu sehenden Stufen kommen immer mal wieder vor. Besonders in der direkten Altstadt gibt es Kopfsteinpflaster mit großen Lücken, was schmalen Radreifen nicht gut tut.

In ganz Polen gilt: Zebrastreifen sind für Autofahrer eine Einladung auf überquerende Fußgänger und Radler zu achten, jedoch muss die Einladung nicht angenommen werden. Auf das Recht unbeschadet zu kreuzen kann man hoffen, es könnte jedoch der erste und letzte Fehler sein, den man in Polen begeht.

Karten und Apps
Neben Google Maps nutzen wir die App maps.me (Detailkarten aller Regionen im Vorfeld runterladen)

Übernachtung

In ganz Polen gibt es lediglich zwei nachhaltig zertifizierte Hotels, gar nicht so einfach also, wo man braucht eine entsprechende Übernachtung zu finden.

Im Endeffekt einigten wir uns auf die polnische Kette PURO. Sie bezeichnet sich als eco-friendly und wirbt mit modernen Zimmern, gutem W-Lan, kostenlosen Fahrrädern, Zimmerreinigung und Handtuchwechsel auf Wunsch.

Check-In und out ist papierlos am Tablet. Auf dem Zimmer gab es Gläser (dazu Mineralwasser aus Plastikflaschen), nachfüllbare Seifenspender und auf jeder Etage Mülleimer zum Trennen der Wertstoffe. Beim Öffnen des Fensters geht die Klimaanlage aus und während der zwei Tage war in der Tat niemand in unserem Zimmer aufräumen, oder die Handtücher wechseln. Das Frühstücksbuffet war coronabedingt nicht ganz plastikfrei, aber in der Regel ist es wohl so. Das ist in Teilen schon mal ein guter Ansatz, eco-friendly mit Einschränkungen, kann man sagen.
Unsere Unterkunft in Posen war im PURO, Stawa 12, ca. 15 Minuten vom Hauptbahnhof per Tram entfernt direkt in einer ruhigen Altstadtgasse. Das Restaurant verfügt über eine Terrasse mit Garten, im oberen Stockwerk liegt ein Fitnessraum mit Blick über die Altstadtdächer. https://purohotel.pl/en/poznan/location

EssenViele Restaurants haben von früh bis spät geöffnet und offerieren Frühstück, Mittag- und Abendkarte. Es gibt meist auch eine englische Speisekarte. Die Preise sind ca. 1/3 günstiger als in Deutschland und die Qualität sehr gut. Neben typisch polnischen Spezialitäten findet man jede Art internationaler Küche, sowie viele vegetarische/vegane Restaurants.
Trinkgeld wie bei uns, ca. 10 % vom Rechnungspreis.

Die Essensportionen in den polnischen Lokalen sind üppig und insbesondere Kuchen wird großzügig geschnitten. Die lokale Spezialität, das Posener Martinshörnchen, ein süßes Croissant mit Weißmohnfüllung, gibt es nur hier und kann als Verpflegung für einen ganzen Tag herhalten.

Mir haben gut gefallen…

Weranda Caffe, Swietoslawska 10, Gemütliches Altstadtcafé

Lavenda Caffee & Lunch, Wodna 3 / 4, stylish, gute Karte

Cafe „Na Trakcie“, Ksiedza Ignacego Posadzego 7, gemütliches Café in einem alten Fachwerkhaus auf der Dominsel

Wiejskie Jadlo, Alter Markt 77
typisch polnische Küche auf der Außenterrasse mit Blick auf den Alten Markt, oder im gemütlichen Gastraum

Gscheft, Zydwoska 28, sehr gute asiatische Küche, pittoresker Garten

Chinkalnia Restauracja Gruzińska, Klasztorna 26, georgische Küche

Literaturliste
Sympathie Magazin Polen
Gebrauchsanweisung Polen: Autor Knapp, Radek; Piper Verlag
Polen – Ein Länderportrait: Autorin Brigitte Jäger-Dabek; Ch. Links Verlag