Nachhaltiger Vertrieb – was bedeutet das?

René, André und ich waren im Rahmen der November AER Tagung in Berlin eingeladen. Unseren Beitrag zum Thema Nachhaltiger Vertrieb wurde ein kurzweiliger live Podcast vor ca. 200 Teilnehmemden aus der Reisebranche. Zum Nachhören verlinke ich den Podcast, vorweg nur kurz was ich/wir unter Nachhaltigem Vertrieb verstehen.

Nachhaltig wird etwas nur, wenn alle drei Säulen – Ökologie, Ökonomie und Soziales, in gleichen Teilen mitgedacht und berücksichtigt werden. Abgeleitet für Reisebüros und Veranstalter bedeutet das im Bereich der Ökonomie auf Langfristigkeit ausgelegt zu sein.
Sozial wird es für uns, wenn es den Mitarbeitenden gut geht und deren Bedürfnisse berücksichtigt werden, sich das Unternehmen zudem auch für soziale Belange in dessen Umfeld einsetzt.
Der Bereich Ökologie beinhaltet Klimaschutz und Ressourcen schonendes Verhalten und spiegelt sich zum einen in der Büroorganisation, zum anderen in der Produktpalette wieder.

Im Folgenden wird es zu den einzelnen Punkten detaillierter, einiges liegt auf der Hand und wird von allen verstanden, für anderes braucht es eine Haltung (und da trennt sich die Spreu vom Weizen) und für manches eine Schulung.

Ökonomie à la Counter Helden

Es gibt immer noch Angestellte die glauben, dass die Zahlung der Gehälter allein von der Chefinnen-Etage abhängt. Sicherlich überweisen diese die Löhne und Gehälter; deren Höhe, sowie die Vereinbarung weiterer geldwerter Vorteile (u.a. Inforeisen, Weiterbildung, freie Geränke und Verpflegung, ÖPNV Ticket, zusätzliche Urlaubstage), richten sich jedoch nach Umsatz und dem daraus entstehenden Gewinn. Generiert allein durch Käuferinnen.
Wenn wir nunmehr mit unserer Kundschaft gut umgehen, sie wie Gäste behandeln, diese mit uns zufrieden sind – besser noch – von uns begeistert, erzielen wir gute Umsätze und generieren unaufgeforderte Weiterempfehlung was zur Verbesserung des Umsatzes dient.
Logisch, oder? Wir schlagen deshalb vor:

  • denk dran, Du bist Gastgeberin
  • arbeite nur noch mit Terminen und bereite Dich auf jeden vor
  • mache eine umfassende Bedarfsermittlung (Wohin? Wie lange? Wieviele Personen/Sterne? Was für ein Budget? Sind keine adäquaten Fragen für Verkaufsprofis)
  • mache Deinen Gästinnen das individuell auf sie zugeschnittene Angebot und inkludiere alle Leistungen und Services über die ihr im Vorfeld gesprochen habt
  • sei effizient – Termine für Buchungsanfragen enden in einer Buchung (nicht in zig Optionen, oder Angeboten per Mail!)

Das geht nicht? Doch, das geht. Wunderbar sogar, dafür gibt es viele, viele Expedientinnen die das bereits so tun. Es bedarf vielleicht der Übung und niemand besser als Réne und seine Zauberschule können dies beibringen.

Soziales à la Counter Helden

In Deutschland gelten die gesetzlichen Vorgaben zu Mindestlohn, Urlaub, Kranken-, Sozial- und Rentenversicherungsleistungen, Arbeitszeit etc. Diese Mindestanforderungen müssen Arbeitgeberinnen ohnehin einhalten. Wird Arbeit jedoch effizienter als bisher erledigt, wie durch unsere Ökonomie möglich, bedeutet dies steigende Umsätze, oder gleicher Umsatz in weniger Zeit. Das hat charmante Vorteile:

  • freie Zeiteinteilung für Mitarbeitende
  • Vereinbarkeit von Freizeit und Beruf erhöht sich
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf erhöht sich
  • Möglichkeit zu überdurchschnittlich hoher Bezahlung bei höheren Gewinnen

Wenn jetzt dazu noch weitere soziale Aspekte kommen, die der Entwicklung der Angestellten und dem Erhalt ihrer physischen und psychischen Gesundheit dienen, sowie die Möglichkeit die eigene Selbstwirksamkeit noch auf andere Bereiche ausdehnen zu können, geht der Höhenflug erst richtig los.

  • Schulung von Führungskräften in Mitarbeiterförderung und Kommunikation
  • einbringen einer Feedback-Kultur
  • Erstellung gemeinsamer Richtlinien für den Umgang miteinander intern und nach außen
  • gut organisiertes onboarding von Auszubildenden und Quereinsteigerinnen
  • gemeinsame Beteiligung/Unterstützung eines sozialen Projektes (gerne regional)
  • regelmäßige Weiterbildungsmaßnahmen
  • Angebot zu Schulungen der Persönlichkeitsentwicklung
  • betriebliches Gesundheitsmanagement
  • Resilienz- und Achtsamkeitsschulungen

Die dabei entstehende höhere Zufriedenheit aller bedingt – weniger Fluktuation, weniger Fehler, weniger Krankheitstage, dafür besseres Betriebsklima, mehr Motivation, mehr Kreativität, mehr Ideen, mehr Wille für Veränderung, mehr Loyalität, besseres Image und Außenwerbung.

Maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt sind Führungspersönlichkeiten, denn diese habe immer Vorbild- und somit Schlüsselfunktion und wirken in die Unternehmen hinein. Der Spruch „der Fisch stinkt als erstes am Kopf“ ist leider wahr, André kann Abhilfe schaffen. Als Unternehmer und langjähriger Reisebüroinhaber weiß er wie es geht und coacht seit langem Führungskräfte und solche die es werden sollen.

Ökologisches à la Counter Helden

Die Ökologie im Unternehmen bezieht sich zum einen auf die eigenen vier Wände, auf Maßnahmen, die Prozesse klimaschonend und ressourcenschonend machen, zum anderen bezieht es sich auf die Produktpalette.
Ersteres ist logisch, zweiteres für mich eindeutig eine Frage der Haltung.

  • Überarbeitung der Prozesse – weg von Papier, hin zu papierlos
  • Nutzung von erneuerbaren Energien
  • Einsatz energieeffizienter Geräte
  • Keine Einwegprodukte
  • Nutzung von Mehrweggegenständen (z.B. Geschirr)
  • Ergreifung von energiesparenden Maßnahmen (Bürobeleuchtung, Heizung/Kühlung etc.)
  • eigene Zertifizierung z.B. über Tourcert

Einen guten Überblick über die einzelnen to do’s bekommst Du bei Futouris in einer kostenlosen Lernplattform zum Thema Reisebüroökologie.

Und nun zur Produktpalette:

  • Verkauf von nachhaltig zertifizierten Veranstaltern
  • Einhaltung der Mindestkriterien für nachhaltigen Tourismus
  • Verkauf von nachhaltigen (zertifizierten) Produkten
  • Einpreisung der freiwilligen CO2 Kompensation in alle Reisen z.B. über atmosfair
  • Information aller Reisenden zu CO2 Kompensationsmöglichkeit
  • Information der Buchungsinteressenten zu Vorteilen und besonderen Aspekten nachhaltigen Reisens
  • Implementierung des Code of Ethics für Reisende

Ganz klar, das bedeutet keine Kreuzfahrten, keine 7 Tage all inclusive in der Karibik, keine Wochenendflüge zum Shoppen irgendwohin… Manches Reisebüro und manche Reiseveranstalter bedienen weiterhin genau diesen Markt, es wird auch noch eine ganze Weile Kundinnen geben die genau das wollen, frei nach dem Motto „nach mir die Sintflut“ und deshalb fängt für mich hier das Thema Haltung an.

Wenn Du Dich verändern möchtest, Teil der Lösung werden willst, oder einfach Gleichgesinnte suchst die sich nachhaltig aufstellen – Du bist herzlich Willkommen. U.a. jeden ersten Dienstag im Monat von 18-19 Uhr in der online Counter Helden Climate Community.